Die Erziehung einer
          großen Schwester!

Die Erziehung einer älteren Schwester erwies sich weitaus schwieriger als vermutet und war auch immer nur vorübergehend von Erfolg gekrönt!
Heute weiß ich nicht mehr so genau, welches meiner „Vergehen“ es war, bei dem meine Schwester mich erwischte und meinte, mich mal wieder beim Abendessen verpetzten zu müssen...
Wir hatten in der Futterküche einen kleinen Verschlag, der von außen zu verriegeln war. Ungefähr Meter x Meter. Licht gab es nur, wenn man die kleine Tür offen ließ. Dieser war zu dem Zeitpunkt leer. Ich beobachtete meine Schwester dabei, wie sie mit ihrer Puppe darin spielte. Passte einen günstigen Augenblick ab, schmiss die kleine Tür zu und schob den Riegel vor. Weder waren unsere Eltern, noch unsere Großmütter da. Ihr brüllen war also sinnlos. Natürlich erklärte ich ihr, warum ich dieses tun musste!
Fini hatte aber ein gutes Herz. Nach ca. zwei Stunden, meine Schwester hatte sich beruhigt, überlegte ich, dass ich sie ja nicht verhungern lassen kann... Also schmierte ich ein Leberwurstbrot und schob es ihr durch eine Spalte in den Verschlag. Sie verweigerte die Nahrungsaufnahme. Worauf ich schlussfolgerte, dass kein Hungertod zu erwarten war, und ich sie noch eine zeitlang dort ließ. Erst als zu befürchten war, dass meine Eltern bald kommen würden, befreite ich sie. Allerdings hielt ich die nötigen Vorsichtsmaßnahmen ein! Ich öffnete leise den Riegel und lief schnell weg. Erst zum Abendessen tauchte ich wieder auf und befürchtete Schlimmes... Aber nichts...!? Warum auch immer, diesmal sagte sie nichts?

Schon sehr früh, musste ich aber feststellen, dass die Wirkung solche Maßnahmen, im Gegensatz zu Erwachsenen, bei Schwestern nicht so lange anzuhalten scheinen. So richtig wurde sie nie schlau.

Gegenüber der Strasse, gab es einen weiteren Hof. Hier wohnten zwei Jungs. Axel (vier Jahre älter als ich) und Karsten (2 Jahre älter).
Meine Oma hatte Rhabarberkuchen gebacken. Sie stellte den Teller mit dem schon aufgeschnittenen Kuchen aufs Fensterbrett, zum abkühlen.
Die Jungs und ich schlichen uns in geduckter Haltung dorthin und stibitzten einige Stücken. Es waren wirklich nicht viele! Vielleicht so ein bis zwei für jeden. Leider beobachtete dieses meine Schwester.... Und wie immer... verpfiff sie uns!!! Das gab Ärger! Und vom Kuchen hatten wir auch nichts. Er wurde uns weggenommen! Ich hab von diesen Kuchen nicht ein einziges Stück abbekommen, da ich vom sonntäglichen Kaffeetrinken ausgeschlossen wurde!!!
Einige Tage später, die Jungs und ich kamen gerade von einer unser Abendteuerreisen zurück, saß meine Schwester spielend am Kirschbaum. Die Gelegenheit war echt günstig! - Aber die Idee kam von Axel!!!!! - Wir packten sie und banden sie an ihren Zöpfe an den Kirschbaum. – Sie hatte richtig schöne, dicke, lange, blonde Zöpfe, um die ich sie beneidete. Mir wurden die Haare, unter dem Vorwand, dass Zöpfe bei mir, nach kurzer Zeit, nicht mehr wie Zöpfe aussehen würden, immer kurzgeschnitten. – Dort ließen wir sie und amüsierten uns voller Schadenfreude. Leider war diesmal meine Oma da. Die das Schreien meiner Schwester irgendwann hörte. Wir nahmen unsere Beine in die Hand und rannten was das Zeug hielt, als Oma mit fuchtelnder, drohender Armbewegung um die Ecke kam und so eine Weile schimpfend stehen blieb, bevor sie meine noch immer schreiende Schwester dann befreite.

© Carmen Mroch 2006